Im Rahmen der Orange Days präsentiert der Sozialdienst katholischer Frauen Ibbenbüren (SkF) in diesem Jahr die Ausstellung „Zapatos Rojos“ (Rote Schuhe).
Ute Middendorp, verantwortliche Fachbereichsleiterin des SkF Ibbenbüren, betonte bei der Eröffnung in der Ludwig-Kirche, dass die Ausstellung inspiriert sei von der Künstlerin Elina Chauvet, die erstmals 2009 in Mexiko rote Schuhe auf einem öffentlichen Platz installierte, um auf die Opfer von Femiziden hinzuweisen. Die Mexikanerin tat dieses zu Ehren ihrer Schwester, die von ihrem Partner getötet wurde.
In diesem Jahr sind es 155 Paar Rote Schuhe, so Ute Middendorp, von denen jedes einzelne Paar für eine im Jahr 2023 von ihrem (Ex-)Partner getötete Frau aus Deutschland steht. Sie verwies darauf, dass diese Taten oft als „Beziehungstat“ „Eifersuchts- oder Familiendrama“ bezeichnet würden. Diese verharmlosenden Bezeichnungen verschleiern oft die brutale Realität der geschlechtsspezifischen Gewalt. „Jeden zweiten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Und täglich versucht ein Mann, dieses zu tun.“
Sie forderte, es brauche längst klare Schritte. „Es ist höchste Zeit für ein Gewalthilfe-gesetz, das Standards für Schutz und Unterstützung für Frauen schafft.“ Dafür brauche es zudem mehr Frauenhäuser und niedrigschwellige Beratungsangebote sowie bezahlbaren Wohnraum für Frauen, die sich von ihrem gewalttätigen Partner trennen möchten. Zwar habe Deutschland die Istanbul-Konvention, die den Schutz von Frauen und die Verhinderung geschlechtsspezifischer Gewalt fordert, unterzeichnet, die Umsetzung sei aber noch immer völlig unzureichend.
„Zapatos Rojos“ verstehe sich als ein eindeutiger Weckruf, dass keine neuen Schuhe mehr hinzugefügt werden dürfen. 17 Plakate, die von der Gestaltungsklasse des Berufskollegs Tecklenburger Land begleitend zu dieser Ausstellung angefertigt wurden, belegen dieses in ihren Aussagen ausdrücklich: Reden ist Silber, Schweigen ist Tod.
Einfühlsame Worte fand zuvor auch Pfarrer Hartmut Niehues, der die Ausstellung in der Ludwigkirche in Ibbenbüren mit eröffnete. Er zeigte sich betroffen von dem Ausmaß an Gewalt an Frauen, das durch die roten Schuhe und ihre große Zahl so plastisch vor Augen geführt wird. Den Schutz vor Gewalt verband Niehues mit den Seligpreisungen der Bergpredigt „Selig die Frieden stiften“ und betonte damit die Herausforderung und Aufgabe der Kirche, sich immer wieder diesen Themen zu widmen und nicht wegzuschauen. Er ergänzte, diese wichtige Ausstellung stehe nicht als singuläres Ereignis für sich, sondern sei in Ibbenbüren eingebettet in einer Reihe von Aktionen der letzten Monate, die sich dem Auftrag stellten, Gewalterfahrungen aufzudecken und seine Stimme dagegen zu erheben. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Ausstellung „Was ich anhatte“ vom Juni dieses Jahres, die sehr eindrücklich die Situation von Frauen nach einer Vergewaltigung thematisiert habe und auf die kürzlich gepflanzte Trauerbuche, die der Opfer von Missbrauch in der Kirche gedenke. Auch das kürzlich in Ibbenbüren gezeigte Holocaust-Gedenkprojekt „Gegen das Vergessen“ stellte er in die Reihe, da dort eindrücklich die Folgen von Ausgrenzung veranschaulicht worden sei. „Die Notwendigkeit eines friedvollen Miteinanders ist klar erkennbar.“ Nicht zu Schweigen, sondern den von Gewalt Betroffenen zur Seite zu stehen und Sprachrohr zu sein, sei die große, aber notwendige Herausforderung, der sich auch die Kirche stellen müssen.
Zu Beginn der Veranstaltung hatte als Mitarbeiterin der Frauenfachberatungsstelle Gewaltschutz, Olena Birkel, die etwa 50 Besucher der Eröffnung begrüßt. Es wäre der Ausstellung zu wünschen, dass nicht nur viele Frauen, den Weg dorthin finden. Um wahrnehmbare Veränderungen zu bewirken, braucht es auch Männer, die ihre Solidarität zeigen und ihrer Haltung Ausdruck geben, gegen Gewalt einzustehen.
Ute Middendorp zeigte ein besonderes Paar Schuhe – aus Uganda. Sie sind der Sportlerin und Olympiateilnehmerin Rebecca Cheptegei gewidmet, die im vergangenen September von ihrem Partner umgebracht wurde. „Dieses Paar ist gleichsam ein Symbol für alle Frauen in dieser Welt, die einem Femizid zum Opfer gefallen sind.“ So verweist sie auf eine Pressemitteilung des UNO-Büros für Verbrechensbekämpfung, dass weltweit durchschnittlich jeden Tag 140 Frauen und Mädchen von ihrem Partner oder einem Familienmitglied getötet werden. Das waren etwa 51100 Femizide weltweit in 2023. Die Orange Days, eine 16-tägige weltweite UN-Kampagne, 1991 ins Leben gerufen, machen auf die Benachteiligung von Frauen und geschlechtsspezifische Formen von Gewalt aufmerksam.
Die Ausstellung ist noch bis zum 5. Dezember in der Ludwig-Kirche zu sehen.
Am Freitag, 06.12. wird sie auf dem Christuskirchplatz (Südseite) Station machen und dann am Nachmittag im Gläsernen Eingangsbereich der Christuskirche aufgebaut. Dort verweilt sie bis zum 11.12.24. Danach wird sie vom 6. bis 11. Dezember im gläsernen Eingang der Christuskirche in Ibbenbüren gezeigt.
Infos zur Ausstellung, den Ausstellungsorten und Öffnungszeiten unter
www.skf-ibbenbueren.de/frauenberatungsstelle/aktion-rote-schuhe-gegen-femizide
Wir danken dem erh-Pressebüro Erhard Kurlemann für die Bereitstellung des Pressetextes.