Presseartikel der Allgemeinen Sozialberatung

Die Hausarztpraxis der Sozialarbeit (20.09.2025)

(von Erhard Kurlemann)
Ibbenbüren/Tecklenburger Land.  Armut dürfte es in Deutschland gar nicht geben. „Es ist ausreichend Geld vorhanden – nur nicht an den richtigen Stellen“, sagt Ute Middendorp, Fachbereichsleiterin Existenzsichernde Hilfen beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Ibbenbüren.  „Deshalb ist es wichtig, auf den 17. Oktober als Internationalen Tag zur Bekämpfung der Armut aufmerksam zu machen“.  Diesmal haben der SkF-Zentrale, die Caritasverbände und weitere Organisationen die Allgemeine Sozialberatung (ASB) in den Mittelpunkt gestellt. „Dieses Angebot ist ein bedeutsames Glied in der Wirkungskette zur Prävention und Bekämpfung von Armut“, betont Stefanie Weßels. Das Problem: Die ASB ist nicht in den Sozialgesetzbüchern verankert. „Das bedeutet, dieser Dienst wird nahezu ausschließlich aus Mitteln des Bistums finanziert.“

Im Ergebnis eine schwierige Situation: Die Kirchensteuer-Einnahmen sinken – die Nachfrage nach dem Angebot steigt.  „Dabei ist anerkannt, dass die allgemeine Sozialberatung ein wirksames Mittel gegen Armut und soziale Notlagen ist“, ergänzt Reinhild Schniedergers.  Würde der offene Grunddienst für alle Menschen in Notlagen Bestandteil der Sozialgesetzbücher sein, gäbe es eine Pflicht für eine staatliche Refinanzierung.  Deshalb steht der Tag der Armut unter dem Thema „Türen offen halten: Allgemeine Sozialberatung sichern“.

Die ASB sei „die Hausarztpraxis der Sozialarbeit“. sagt Ute Middendorp. „Wir hören zu. Wegschicken gibt es nicht“.  Dabei werde festgestellt, welche Sozial- und Hilfssysteme in unserem Staat greifen müssten, damit den Menschen geholfen werden könne.  „Viele kommen zu uns, weil sie vorher von Pontius nach Pilatus geschickt wurden, ohne sich des tatsächlichen Problems anzunehmen“, erzählt Stefanie Weßels aus der Praxis. „Es ist für viele Menschen nicht einfach, den Zugang zu unserem Hilfesystem zu finden.“ Dabei gebe es eine große Bandbreite an Unterstützungsmöglichkeiten. „Wir verstehen unsere Arbeit als Anker für die soziale Daseinsvorsorge“, beschreiben die Sozialarbeiterinnen die Philosophie des SkF. Das Angebot sei „sehr niederschwellig“ und richte sich an alle Menschen und Familien aus dem Tecklenburger Land“ – von Hörstel bis Lienen.

Die tägliche Arbeit in der allgemeinen Sozialberatung erweise sich als Türöffner zu Hilfe und Beratung, um „Ratsuchenden das staatliche Sozial- und Hilfesystem passgenau zu erschließen“, ergänzt Gabriele Andresen.  Darüber hinaus sei zudem „Kreativität gefragt, wenn das Sozialsystem nicht greift“, gibt Stefanie Weßels einen Einblick. Stiftungen etwa übernähmen im Regelfall Kosten für Besuche von Angehörigen, die etwa in einer Reha-  oder Kur seien, wenn diese sich das finanziell nicht leisten könnten. Oder für Zahnersatz. „Wir führen viele Gespräche, um Unterstützung möglich zu machen.“

Ein weiteres Problem: „Oft kommen die Menschen viel zu spät mit ihren Problemen zu uns.“  Dafür gebe es viele Gründe. „Menschen leben allein und sind vereinsamt, auch weil sie nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben können – aus finanziellen Gründen.“ Oder: „Familien oder Alleinerziehende investieren alles in die Kinder, damit nicht auffällt, dass sie nicht mithalten können“.  Der Markendruck sei in vielen Schulen schon „sehr groß“. Eine Endlos-Spirale: Irgendwann gehe dann gar nichts mehr.  Und: Wenig Geld in einer Familie wird nach außen schnell sichtbar. Das führe zu weiteren Problemen.

Auswirkungen der aktuellen Lebenswelt machen sich längst bemerkbar. Die Nachfragen nach Gütern im Haus 21 steige stetig, berichtet die Leiterin Barbara Berardis.  Natürlich könne jeder im Sozialkaufhaus einkaufen. Dass mehr Menschen kämen, habe sicher etwas mit den gestiegenen Lebenskosten zu tun.  Auch die Nachfrage nach Beratung und Hilfe im ASB wächst.  Familien, Alleinstehende, ältere Menschen, insbesondere Frauen – oft mit komplexen Notlagen. „Da hilft uns das interne und externe Netzwerk von Hilfsangeboten sehr“, sagt Reinhild Kleingers.

Da das Beratungsangebot insgesamt größer geworden ist, sei die Allgemeine Sozialberatung zunehmend existenziell gefährdet – wegen fehlender oder sinkender Finanzmittel.  Darauf wollen die Expertinnen des SkF mit einem Info-Stand am 17. Oktober auf dem Wochenmarkt aufmerksam machen.  „Wir als SkF sind zwar in Ibbenbüren die Institution, wo man mit Problemen hingeht“, hebt Ute Middendorp die gute Ausgangsbasis hervor. „Aber viele wissen nicht, wie wir arbeiten – und woher das Geld für unsere Arbeit kommt, da die Beratungsangebote kostenlos sind.“  

In den folgenden Armutswochen werde verstärkt in den sozialen Medien durch Posts und Statements auf das große Arbeitsfeld und seinen engen finanziellen Spielräumen hingewiesen. Zudem soll ein Handout für die Politik aufgelegt werden - mit Unterstützung durch die SkF-Zentrale in Dortmund. „Wir wollen auch die Parteien vor Ort ansprechen, und über unsere Arbeit informieren“.  Und: „Durch unsere erfolgreiche Arbeit sparen wir der Gesellschaft Folgekosten in erheblicher Höhe“. Da sei die Forderung legitim, die allgemeine Sozialberatung langfristig durch die Aufnahme in die Sozialgesetzbücher abzusichern. „Das stärkt die Gesellschaft.“   

 

Wie arbeitet die Allgemeine Sozialberatung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF)?

Dort arbeiten zwei Sozialarbeiterinnen/-pädagoginnen. Stefanie Weßels und Reinhild Schniedergers bringen ein breites Grundlagenwissen mit und sind gut im Sozialraum vernetzt.

An wen richtet sich das kostenlose Angebot?

  •  Der SkF bietet allen Menschen und Familien aus dem Tecklenburger Land, die sich in einer Notlage befinden Unterstützung an; unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung oder Religion


Was sind die Ziele?

  • Der SkF will Menschen unterstützen ihre Notlage zu überwinden.

              Dies umfasst:

  • Sicherung ihrer materiellen Existenz
  • Bewältigung ihrer persönlichen sowie sozialen Notlagen
  • Aufbau von Kompetenzen selbstständig neuen Notlagen vorzubeugen

Zusammengefasst: Es geht darum, jene zu unterstützen einen Zugang zum Sozialsystem zu finden, die aufgrund der hohen Barrieren durch das Raster des Hilfesystems fallen oder zu fallen drohen.

Wie ist die Arbeitsweise?

Die Allgemeine Sozialberatung arbeitet in der Funktion einer Erstanlaufstelle für Menschen mit ungeklärtem und noch nicht spezifizierten Hilfe- und Beratungsbedarf. Die Abläufe:

  •  Klärung der Problemlage
  •  Bewältigung akuter Krisen
  • Vermittlung bei nachgelagertem Bedarf zu passgenauen Hilfsangeboten

Wie ist der SkF zu erreichen?

Die Allgemeine Sozialberatung ist erreichbar:

- Telefonisch  05451 9686 - 0
- Persönlich (aktuell nach Terminvereinbarung)
- E-Mail: info@skf-ibbenbueren.de
- Caritas Online-Beratungsplattform: www.caritas.de – dann Hilfe und Beratung
- die Hilfsangebote des SkF sind auch im Familienbüro an der Großen Straße hinterlegt

Sozial•Punkt Ibbenbüren

Der Sozial-Punkt ist eine Informations- und Anlaufstelle für allgemeine Lebensfragen, welche kostenlos und vertraulich mit Informationen und praktische Hilfen unterstützt. Geschulte ehrenamtlich Mitarbeitende sind als BeraterInnen tätig. Die Allgemeine Sozialberatung übernimmt die Begleitung der Ehrenamtlichen und Reflexion in regelmäßigen Austauschtreffen.

Friseurinnen im SkF Ibbenbüren

Alle zwei Monate kommt eine Friseurin zum SkF und schneidet Menschen mit geringem Einkommen kostenlos die Haare. Seit Juni 2025 ist weitere ehrenamtliche Friseurin im Einsatz. Aufgabe der Allgemeine Sozialberatung ist die Organisation dieses Angebots und Begleitung.

 

Wir danken Erhard Kurlemann für die Bereitstellung diese Presseberichts. 

 

Pressemitteilung vom 04.04.2025

Ein neuer Glanz für unseren Friseurraum

Heute ist ein besonderer Tag für den SkF Ibbenbüren: Unsere Friseurin ist im Haus und der neu gestaltete Friseurraum sowie der frisch installierte Friseurstuhl kommen zum ersten Mal zum Einsatz. Wir freuen uns, unseren Kundinnen und Kunden nun eine noch angenehmere und einladendere Umgebung bieten zu können. Genauso freuen wir uns endlich unserer Friseurin Elena Taranidis bessere Arbeitsbedingungen bieten zu können.

Ein herzliches Dankeschön geht an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BA Unternehmensgruppe, die mit ihrem Engagement und ihrer Unterstützung maßgeblich zur Renovierung unseres Begegnungsraums und der Gestaltung des Friseurraums beigetragen haben. Ihre Arbeit hat es uns ermöglicht, einen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen wohlfühlen und dieses wertvolle Angebot eines kostenlosen Friseurbesuch in Anspruch nehmen können.

Besonders bedanken möchten wir uns auch für die großzügige Spende eines Friseurstuhls. Elena Taranidis stellte den Kontakt her, sodass wir nun ihre Arbeitsbedingungen wesentlich verbessern können.

Elena Taranidis kommt alle zwei Monate zu uns ins Haus um Menschen mit einem besonders geringen Einkommen kostenlos die Haare zu schneiden. Es ermöglicht den Kundinnen und Kunden überhaupt einen Haarschnitt - normalerweise lässt es das Haushaltsbudget überhaupt nicht zu. Es ist ein besonderes Ehrenamtsangebot.
Wir möchten Friseurinnen und Friseure, die auch Interesse an diesem Ehrenamt haben, herzlich einladen, sich bei uns zu melden. Unser Ziel ist es dieses tolle Angebot auszuweiten.

Unsere Kontaktdaten:
SkF e. V. Ibbenbüren
Ansprechpartnerin: Stefanie Weßels
Tel. 05451/ 9686-0
E-Mail: allgemeine-sozialberatung@skf-ibbenbueren.de

Pressemitteilung vom Kreis Steinfurt vom 3. Juli 2024

Kreis Steinfurt/Ibbenbüren. Immer wieder machen Ehrenamtliche zum Beispiel in Beratungsstellen und Tafeln die Erfahrung, dass Menschen zu ihnen kommen und sehr hohe Erwartungen an ihre Leistungen und Kompetenzen haben. Das ist häufig bei neuzugewanderte Menschen der Fall, denn die hier gängigen ausgeprägten Ehrenamtsstrukturen stellen im internationalen Vergleich doch eine Besonderheit dar. Deshalb hat das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Steinfurt in Kooperation mit der Gemeindecaritas Tecklenburger Land e.V. nun eine Schulung zum Thema „Psychosoziale Kompetenzen“ in den Räumen des Sozialdienstes katholischer Frauen in Ibbenbüren organisiert.

Durchgeführt wurde die Schulung von Dr. Mariya Lorke. Sie ist Trainerin und Coach für Interkulturelle Kompetenzen und auch sie führt die hohen Erwartungen an die Leistungen und Kompetenzen der Ehrenamtlichen darauf zurück, dass das Ehrenamt in Deutschland grundlegend anders strukturiert ist als in anderen Ländern. Neuangekommene Menschen würden häufig davon ausgehen, dass Ehrenamtliche in einer professionellen Rolle agieren.

Ziel der Übungseinheit war es, die Ehrenamtlichen zu sensibilisieren und zu einer Reflektion ihrer eigenen Ressourcen zu animieren. Zudem ging es um den Abbau von Hemmnissen und Unsicherheiten im Umgang mit Interkulturalität sowie um Hintergrundwissen zu Themen wie Empathie und Konfliktlösungsfähigkeit. Den Ehrenamtlichen sollten neue Wege zur Erweiterung ihrer eigenen psychosozialen Kompetenz aufgezeigt werden, zudem stand das Thema Selbstfürsorge im Fokus. An der Schulung wirkten neben Lorke auch Markus Weiligmann und Christina Riethues vom Fachdienst Gemeindecaritas sowie Gabriele Andresen vom Sozialdienst katholischer Frauen in Ibbenbüren mit.

Finanziert wurde die Schulung durch Mittel des Landesprogramms „KOMM-AN NRW“ des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Landesprogramm verfolgt dabei das Ziel, die Integration von Geflüchteten und Neueingewanderten in den Kommunen und das bürgerschaftliche Engagement in der Hilfe für Neueingewanderte zu unterstützen.

Sunna Hirscheider/Kreis Steinfurt

Neue Wege zur Erweiterung ihrer eigenen psychosozialen Kompetenz und mehr Selbstfürsorge lernten Ehrenamtliche jetzt bei einer Schulung des Kommunalen Integrationszentrums des Kreises Steinfurt in Kooperation mit der Gemeindecaritas Tecklenburger Land e.V.

Link zur Pressemitteilung: HIER►

Pressemitteilung vom 17.03.2023

Neues ehrenamtliches Angebot im SkF - Herzlichen Dank

Dieses Angebot löst große Dankbarkeit bei den Mitarbeitenden des SkF und den Kundinnen und Kunden des Sozialkaufhauses aus.

Seit Anfang des Jahres 2023 gab es schon zwei besondere Termine, die Menschen glücklich gemacht haben.

Elena Taranidis, Friseurmeisterin mit eigenem Salon, schneidet Kundinnen und Kunden des Sozialkaufhauses ehrenamtlich und kostenlos die Haare. Manchmal sind es nur die Spitzen und manchmal verändert sich das gesamte Erscheinungsbild – aber immer zur vollsten Zufriedenheit der Kinder, Frauen und Männer.

Elena Taranidis stellte im vergangenen Winter den leitendenden Mitarbeitenden im Sozialkaufhaus ihr Angebot vor, welches begeistert und dankbar angenommen wurde. Ein erster Termin war schnell ausgebucht, so dass weitere Termine abgestimmt wurden.

„Dieser ehrenamtliche Einsatz ist eine Bereicherung im Angebot der existenzunterstützenden Hilfen des Sozialkaufhauses, ist er doch gerade an die Menschen gerichtet, die mit ihrem Geld extrem gut wirtschaften müssen,“ freut sich Gabriele Andresen, die gemeinsam mit Stefanie Weßels Ansprechpartnerin im SkF Ibbenbüren für dieses Angebot ist. Ein Friseurbesuch sprengt dabei leider oftmals das Haushaltsbudget.

Ansprechpartnerinnen für dieses Angebot beim Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Ibbenbüren:

Gabriele Andresen/Stefanie Weßels
Allgemeine Sozialberatung/Wohnungsnotfallhilfe;

Telefon: 05451 – 96860

Kirche und Welt vom 07.08.22